Abstinenznachweis für die MPU: Wann eine Abstinenz nötig ist und wie der Nachweis funktioniert
Manuel Cran | M.Sc. Psychologie und Fachpsychologe für Verkehrspsychologie BDP
Der Abstinenznachweis ist für viele Betroffene ein zentrales Thema bei der Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU). Vor allem bei Verstößen im Zusammenhang mit Alkohol-, Cannabis oder Drogenkonsum wird von den Behörden häufig ein Abstinenznachweis verlangt, um die Fahreignung zu belegen. Doch was genau bedeutet Abstinenz im Rahmen der MPU, wie funktioniert der Nachweis und welche Anforderungen werden an die Betroffenen gestellt? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Abstinenznachweis und liefert hilfreiche Informationen zur optimalen Vorbereitung auf die MPU.
Was ist ein Abstinenznachweis?
Ein Abstinenznachweis dient dazu, der Fahrerlaubnisbehörde und dem MPU-Gutachter zu belegen, dass der Betroffene in einem festgelegten Zeitraum auf Alkohol, Cannabis oder Drogen verzichtet hat. Bei Auffälligkeiten im Straßenverkehr durch Alkohol-, Cannabis oder Drogenkonsum, die die Fahreignung in Frage stellen, wird von den Betroffenen häufig eine Abstinenz gefordert, um die Chance von erneuten Auffälligkeiten im Straßenverkehr zu minimieren.
Ein Abstinenznachweis ist in der Regel kein einmaliger Test, sondern wird in Form regelmäßiger Analysen erbracht, die über Monate hinweg durchgeführt werden. Ziel ist es, dem MPU-Gutachter eine verlässliche Dokumentation darüber zu liefern, dass der Betroffene über den gesamten Zeitraum hinweg abstinent geblieben ist.
In welchen Fällen wird ein Abstinenznachweis verlangt?
Ob ein Abstinenznachweis erforderlich ist, hängt von der Art des Verkehrsverstoßes und dem Konsumverhalten des Betroffenen ab. Typische Fälle, in denen ein Abstinenznachweis gefordert wird, umfassen:
- Alkoholbedingte Verkehrsauffälligkeiten: Bei Trunkenheitsfahrten, insbesondere wenn ein hoher Promillewert vorliegt oder es sich um einen wiederholten Vorfall handelt, verlangen Gutachter meist einen Verzicht auf Alkohol und entsprechende Abstinenznachweise.
- Verkehrsauffälligkeiten mit Cannabis: Bei Fahrten unter Einfluss von Cannabis wird nach wie vor häufig eine Abstinenz gefordert, obwohl durch die Entkriminalisierung auch der kontrollierte Konsum von Cannabis als Option für eine erfolgreiche MPU nach einer Cannabisauffälligkeit eingeführt wurde.
- Drogenkonsum im Straßenverkehr: Wer unter dem Einfluss von Drogen auffällig wurde, muss in jedem Fall über mehrere Monate hinweg Abstinenz nachweisen, da der Konsum von Betäubungsmitteln die Fahreignung kategorisch ausschließt.
Ein Abstinenznachweis ist im psychologischen Gespräch ein Hinweis auf eine stabile Verhaltensänderung und zeigt dem Gutachter die nötige Verantwortung für die Teilnahme am Straßenverkehr.
Abstinenzzeiträume und Nachweisverfahren
Die Dauer der Abstinenz und die Art der Tests hängen von der individuellen Situation des Betroffenen ab. In der Regel sind Abstinenznachweise über mindestens sechs bis 15 Monate erforderlich, abhängig von der zugrunde liegenden Problematik.
Abstinenzzeitraum: Wie lange muss der Nachweis erbracht werden?
- Sechs Monate: Dieser Zeitraum wird häufig bei Personen mit minderschweren Konsumgebrauchsstörungen mit Alkohol, Cannabis oder Amphetaminen gefordert.
- Zwölf Monate: Ein längerer Nachweis ist für Personen erforderlich, die als regelmäßige Konsumenten von Alkohol eingestuft werden und eine fortgeschrittene Alkoholproblematik entwickelt haben. Dieser Zeitraum dient dazu, eine dauerhafte Verhaltensänderung zu dokumentieren und sicherzustellen, dass der Betroffene in der Lage ist, langfristig abstinent von Alkohol zu bleiben.
- Fünfzehn Monate: Bei Personen, die eine Abhängigkeit entwickelt haben oder die einen über einen längeren Zeitraum einen problematischen Konsum von Cannabis oder Drogen betrieben haben, wird oft ein Abstinenznachweis über mindestens 15 Monate verlangt. Dieser verlängerte Nachweiszeitraum zeigt eine tiefergehende Veränderung der Lebensgewohnheiten und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten. Ein Zeitraum von mindestens 15 Monaten signalisiert dem MPU-Gutachter eine stabile und nachhaltige Abstinenz, die eine dauerhafte Verhaltensänderung untermauert.
Nachweisverfahren: Welche Methoden gibt es?
Es gibt verschiedene Methoden, um eine Abstinenz nachzuweisen, je nachdem, ob es sich um Alkohol-, Cannabis oder Drogenabstinenz handelt.
- Urinproben: Urinproben sind eine häufig angewandte Methode zur Abstinenzüberprüfung. Der Betroffene muss dabei in unregelmäßigen Abständen zu einer Entnahmestelle gehen, wo eine Urinprobe abgegeben wird. Die Kosten für eine einzelne Urinprobe liegen bei etwa 70 bis 150 Euro.
- Haaranalysen: Haaranalysen bieten den Vorteil, dass sie über mehrere Monate hinweg eine kontinuierliche Abstinenz dokumentieren können. Eine Haarlänge von 3 cm deckt bei Alkohol beispielsweise rückwirkend einen Abstinenzzeitraum von etwa drei Monaten ab. Bei Cannabis oder Drogen sind mit einer Haarprobe von 6 cm Nachweise über ein halbes Jahr rückwirkend möglich. Diese Methode ist für längere Nachweiszeiträume geeignet, da die Häufigkeit der Tests geringer ist und die Tests lückenlos nachweisen können, dass keine Substanzen konsumiert wurden. Die Kosten für eine Haaranalyse liegen bei etwa 150 bis 300 Euro.
- Blutproben (bei Alkohol): Für Alkoholabstinenznachweise wird im Blut neuerdings der PEth-Wert gemessen. Phosphatidylethanolist ein Abbauprodukt von Alkohol und kann bis zu einigen Tagen nach dem Konsum im Körper nachgewiesen werden. PEth hat eine deutlich längere Halbwertszeit als das früher ermittelte EtG (Ethylglucuronid). Durch den langsamen Abbau von PEth im Blut kann eine Trinkreduktion sehr gut überwacht werden. Kosten und Anzahl der Probenentnahmen entsprechen denen von Urinproben.
Die Entscheidung, welche Methode genutzt wird, hängt allein von der Entscheidung des Betroffenen ab und was am Besten in dessen Alltag integrierbar ist. Gelegentlich werden mehrere Methoden kombiniert, um eine lückenlose Dokumentation der Abstinenz zu gewährleisten.
Worauf ist bei Abstinenznachweisen zu achten?
Ein Abstinenznachweis wird nur anerkannt, wenn er lückenlos ist, die Proben nach CTU-Kriterien entnommen und in einem dafür zertifizierten Labor analysiert wurden. Die Nachweise müssen in regelmäßigen Abständen erfolgen, und der Betroffene sollte sich strikt an die Vorgaben halten, um eine durchgängige Dokumentation der Abstinenz sicherzustellen.
Wichtige Punkte, die es zu beachten gilt:
- Regelmäßigkeit: Die Nachweise müssen kontinuierlich erfolgen, ohne dass Lücken zwischen den einzelnen Tests entstehen. Eine einmalige Unterbrechung kann dazu führen, dass die gesamte Dokumentation ungültig wird und der Abstinenzzeitraum erneut gestartet werden muss.
- Zertifizierte Labore: Die Proben müssen in zertifizierten Laboren analysiert werden, die die Standards der CTU-Kriterien erfüllen. Nur anerkannte Labore können die Ergebnisse dokumentieren und erforderliche toxikologische Gutachten erstellen.
- Keine Manipulationsversuche: Versuche, Abstinenznachweise zu manipulieren, führen zum Abbruch des Abstinenzkontrollprogramms oder der Nicht-Verwertbarkeit von Proben. Auch eine unbeabsichtigte Kontamination durch äußere Auftragungen oder Aufnahme von Substanzen kann zum Abbruch der Abstinenz führen.
Vorbereitung auf die MPU: Wie der Abstinenznachweis richtig genutzt wird
Ein Abstinenznachweis dient nicht nur der bloßen Dokumentation eines Verzichts, sondern ist eine wichtige Ergänzung in der MPU-Vorbereitung. Er zeigt dem MPU-Gutachter, dass der Betroffene die Notwendigkeit der Abstinenz verstanden hat und bereit ist, eine langfristige Verhaltensänderung vorzunehmen. Neben dem Nachweis selbst ist es aber wichtig, dass der Betroffene seine Beweggründe für die Abstinenz und die damit verbundenen Herausforderungen reflektiert und dem Gutachter nachvollziehbar darlegt.
Folgende Aspekte können bei der Vorbereitung auf das MPU-Gespräch hilfreich sein:
- Einsicht und Verantwortungsbewusstsein zeigen: Der Gutachter möchte sehen, dass der Betroffene den Zusammenhang zwischen Konsum und Verkehrssicherheit verstanden hat. Es ist wichtig, glaubwürdig darzulegen, dass die Abstinenz eine bewusste Entscheidung ist, die aus der Verantwortung für die eigene Gesundheit und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer erfolgt.
- Reflexion über die eigene Konsumgeschichte: Der Betroffene sollte in der Lage sein, über seine Konsumgewohnheiten, früheren Konsumgründe und die Entscheidung zur Abstinenz zu sprechen. Eine ehrliche und reflektierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten zeigt dem Gutachter, dass die Entscheidung zur Abstinenz wohlüberlegt und begründet ist.
- Selbstkontrolle und Zukunftsperspektiven: Der Gutachter wird auch darauf eingehen, wie der Betroffene seine Abstinenz langfristig sicherstellen möchte. Hier kann es hilfreich sein, konkrete Pläne oder Maßnahmen zu erwähnen, die dabei helfen, in Zukunft abstinent zu bleiben.
Eine MPU-Vorbereitung ist besonders entscheidend, um die Abstinenz nicht nur nachzuweisen, sondern auch authentisch und reflektiert zu begründen. Ein erfahrener Verkehrspsychologe kann helfen, typische MPU-Fragen durchzusprechen und den Abstinenznachweis sinnvoll in die eigene Geschichte zu integrieren.
Fazit
Sekundenschlaf ist ein unterschätztes, aber äußerst gefährliches Phänomen im Straßenverkehr. Bereits wenige Sekunden der Unaufmerksamkeit können verheerende Folgen haben – nicht nur für den Fahrer selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer. Regelmäßige Pausen, ausreichender Schlaf und eine gute Planung sind die wirksamsten Mittel, um Müdigkeit und Sekundenschlaf vorzubeugen. Wer diese Maßnahmen beachtet, fährt sicherer und minimiert das Risiko für sich und andere erheblich.
Falls Sie Fragen zur MPU-Vorbereitung oder zu Ihrer individuellen Situation haben, bieten wir von ON MPU umfangreiche Informationen und eine kostenlose Erstberatung an. Manuel Cran und sein Team stehen Ihnen für ein erstes kostenloses Beratungsgespräch zur Verfügung.