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Wie umgeht man eine MPU nach einer Entziehung der Fahrerlaubnis?

Wie umgeht man eine MPU nach einer Entziehung der Fahrerlaubnis?

Führerschein ohne MPU zurück? Geht das?

Manuel Cran | M.Sc. Psychologie und Fachpsychologe für Verkehrspsychologie BDP

Nach einem Führerscheinentzug stellen sich Betroffene oft die Frage, ob der Führerschein auch ohne MPU zurückerlangt werden kann. Dieser Artikel beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, mögliche Ausnahmen und Alternativen, die den Weg zur Fahrerlaubnis ebnen könnten. Es wird erklärt, in welchen Fällen eine MPU unumgänglich ist und wann eventuell eine andere Möglichkeit in Betracht kommt.

Führerscheinentzug und MPU

Wann wird eine MPU angeordnet?

Eine MPU wird in Deutschland immer dann angeordnet, wenn eine Person durch wiederholte Verkehrsdelikte oder schwerwiegendes Fehlverhalten im Straßenverkehr aufgefallen ist. Die häufigsten Gründe für eine MPU-Anordnung sind:

  1. Alkoholdelikte: Bei Alkoholfahrten ab einem Blutalkoholwert von 1,6 Promille oder bei wiederholten Alkoholverstößen ordnet die Behörde eine MPU an.
  2. Cannabisfahrt: Nach einer Auffälligkeit mit Cannabis im Straßenverkehr prüft die Führerscheinstelle, ob Cannabismissbrauch vorliegt und ordnet im Zweifel auch bereits nach einem Delikt eine MPU an.
  3. Drogendelikte: Fahren unter Drogeneinfluss führt ebenfalls zur MPU-Anordnung, da die Fahrtüchtigkeit stark beeinträchtigt ist und Konsumenten von Betäubungsmitteln kategorisch als nicht geeignet eingestuft werden.
  4. Punktekonto in Flensburg: Wer 8 oder mehr Punkte in Flensburg sammelt, muss damit rechnen, dass die Fahrerlaubnis entzogen wird und eine MPU für die Wiedererlangung notwendig ist.
  5. Aggressives Verhalten und Gewaltstraftaten: Personen, die durch besonders rücksichtsloses oder aggressives Verhalten auffallen, können ebenfalls zur MPU aufgefordert werden.

Gibt es Möglichkeiten, den Führerschein ohne MPU zurückzubekommen?

In bestimmten Ausnahmefällen besteht die Möglichkeit, den Führerschein ohne MPU zurückzuerlangen. Diese Ausnahmen sind jedoch an strenge Bedingungen geknüpft und meist nur unter spezifischen Voraussetzungen möglich.

1. Ablauf der Sperrfrist und Verjährung

Nach einer bestimmten Zeit können Verkehrsverstöße verjähren. Die Verjährungsfrist für die MPU-Anordnung beträgt in der Regel 15 Jahre ab dem Tag der Rechtskraft des Führerscheinentzugs. Das bedeutet, dass nach Ablauf dieser Zeit der Führerschein neu beantragt werden kann, ohne dass eine MPU erforderlich ist. Allerdings müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:

  • Kein weiterer Verkehrsverstoß: Während dieser 15 Jahre dürfen keine weiteren Verstöße oder Auffälligkeiten im Straßenverkehr vorliegen.
  • Keine negative MPU: Wer während dieser Zeit einen Antrag auf Neuerteilung stellt und ein negatives Gutachten bei der Behörde abgibt oder die Frist zur Vorlage eines Gutachtens einfach auslaufen lässt, ohne den Antrag rechtzeitig zurückzuziehen, bei dem startet die Frist von 15 Jahren von vorne.
  • Langer Zeitraum ohne Fahrzeugführung: Es muss nachgewiesen werden, dass der Betroffene keine anderen Fahrversuche unternommen hat.

Die Verjährung stellt für einige Betroffene eine Möglichkeit dar, die MPU zu umgehen. Allerdings ist sie nur dann praktikabel, wenn der Betroffene über einen langen Zeitraum auf den Führerschein verzichten kann und in dieser Zeit keine weiteren Verstöße begeht, welche die Fahreignung erneut in Zweifel ziehen oder ein negatives Gutachten bei der Führerscheinstelle abgibt. Auch muss spätestens nach 10 Jahren ohne Führerschein damit gerechnet werden, dass die Führerscheinstelle eine erneute theoretische und praktische Fahrprüfung verlangt.

2. Neuerteilung im EU-Ausland

Einige Personen versuchen, die MPU zu umgehen, indem sie sich einen Führerschein in einem anderen EU-Land ausstellen lassen. Dies basiert auf dem Prinzip der gegenseitigen Anerkennung von EU-Führerscheinen. Die Wiedererteilung im Ausland ist jedoch nur dann möglich, wenn der Betroffene bestimmte Vorgaben erfüllt:

  • Erfüllung der Wohnsitzregel: Die 185-Tage-Regel besagt, dass der Führerscheininhaber mindestens sechs Monate in dem Land gelebt haben und gemeldet gewesen sein muss, in dem der Führerschein beantragt wurde. Dieser Aufenthalt muss nachweisbar sein.
  • Kein Fahrverbot in Deutschland: Wenn ein Fahrverbot oder eine Sperrfrist in Deutschland besteht, wird ein in dieser Zeit ausgestellter Führerschein aus einem anderen EU-Staat nicht anerkannt.

Dieser Weg ist allgemein rechtlich unsicher, da deutsche Behörden zunehmend prüfen, ob die EU-Führerscheine legal erworben und die Wohnsitzregel eingehalten wurde. Ist dies nicht der Fall, wird der im Ausland erworbene Führerschein in Deutschland nicht anerkannt und kann nicht auf einen deutschen umgeschrieben werden. Auch wenn eine MPU-Umgehung durch einen EU-Führerschein zunächst möglich scheint, birgt sie erhebliche rechtliche Risiken, Kosten und Unbequemlichkeiten.

3. Reduzierte Auflagen bei bestimmten Delikten

In einigen Fällen können Betroffene mit speziellen Auflagen die MPU umgehen. Beispielsweise kann bei geringfügigen Verstößen oder Vergehen eine ärztliche Untersuchung ausreichend sein, um den Führerschein zurückzuerhalten. Dies trifft jedoch nur auf bestimmte Delikte zu und hängt von der Einschätzung der Fahrerlaubnisbehörde ab.

  • Ärztliche Untersuchung statt MPU: In Einzelfällen können Betroffene eine ärztliche Untersuchung durchführen lassen, um ihre Fahreignung nachzuweisen. Diese Möglichkeit wird häufig bei gesundheitlich bedingten Zweifeln oder Verschreibungen von berauschenden Medikamenten gewählt.
  • Alkohol- oder Drogenabstinenznachweis: In manchen Fällen können rechtsmedizinische Gutachten in Form des Nachweises über eine längere Abstinenz von Alkohol, Cannabis oder Drogen die MPU ersetzen. Dies erfordert allerdings eine lückenlose Dokumentation, die belegt, dass der Betroffene seine Konsumgewohnheiten geändert hat.

Die genauen Voraussetzungen und Auflagen sind jedoch immer von den jeweiligen Behörden abhängig und variieren je nach Bundesland und Art des Vergehens. Hier ist eine Rücksprache mit der Fahrerlaubnisbehörde notwendig, um zu klären, welche Nachweise im individuellen Fall erforderlich sind.

Die MPU als Chance zur langfristigen Verhaltensänderung

Auch wenn die MPU für viele Betroffene eine Herausforderung darstellt, sollte sie nicht als ungerechte Hürde betrachtet werden. Die MPU ist eine Gelegenheit, sich ernsthaft mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen und eine nachhaltige Änderung der eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen zu erreichen. Eine professionelle MPU-Vorbereitung bei Verkehrspsychologen unterstützt diesen Prozess und hilft dabei, die Gründe für das frühere Fehlverhalten zu verstehen und aufzuarbeiten.

Die MPU bietet die Möglichkeit, eigene Schwächen und Verhaltensmuster zu reflektieren und gezielt an den Ursachen des Fehlverhaltens zu arbeiten. Eine erfolgreiche MPU-Vorbereitung umfasst mehrere wichtige Schritte:

  1. Selbstreflexion und Verhaltensanalyse: Der Betroffene lernt, sein eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen und die Auslöser für das Fehlverhalten zu erkennen.
  2. Entwicklung von Problembewältigungsstrategien: Die MPU-Vorbereitung unterstützt den Betroffenen dabei, realistische Strategien zu entwickeln, um in Zukunft ähnliche Fehler und Rückfälle zu vermeiden.
  3. Simulation des MPU-Gesprächs: Durch die Simulation des MPU-Gesprächs wird der Betroffene auf die Fragen des Gutachters vorbereitet, kann Ängste abbauen und üben sein Verhalten überzeugend und authentisch darzulegen.

Vorteile einer professionellen MPU-Vorbereitung

Eine fundierte MPU-Vorbereitung kann den Unterschied zwischen einem positiven und einem negativen MPU-Gutachten ausmachen. Die Vorbereitung hilft dabei, die Anforderungen des Gutachters zu erfüllen und die neuen Erkenntnisse sowie Änderungen der Einstellung und des Verhaltens authentisch zu vermitteln. Die Vorteile einer professionellen MPU-Vorbereitung umfassen:

  • Individuelle Betreuung: Die Vorbereitung wird auf die persönlichen Umstände des Betroffenen zugeschnitten und geht gezielt auf die im Gutachten angesprochenen Schwächen ein.
  • Vertiefte Selbstreflexion: Durch die Unterstützung eines erfahrenen Verkehrspsychologen lernt der Betroffene, sich intensiv mit seinem Verhalten auseinanderzusetzen und ehrliche Antworten zu finden.
  • Sicheres Auftreten im MPU-Gespräch: Die Simulation des MPU-Gesprächs bereitet auf die tatsächlichen Fragen des Gutachters vor und stärkt das Selbstbewusstsein.
  • Entwicklung von Verhaltensstrategien: Während der MPU-Vorbereitung werden gemeinsam mit den Betroffenen Strategien zur Problembewältigung erarbeitet, die nicht nur für die MPU, sondern auch langfristig nützlich sind.

Fazit

In den meisten Fällen ist die MPU eine unvermeidbare Voraussetzung, um den Führerschein nach einem Entzug wiederzuerlangen. Während es bestimmte Ausnahmen gibt, wie etwa die Verjährung nach 15 Jahren oder den Erwerb eines EU-Führerscheins, sind diese Wege oft unsicher und mit rechtlichen und finanziellen Risiken verbunden. Die MPU hingegen bietet eine rechtlich abgesicherte Möglichkeit, die Fahreignung nachzuweisen und wieder legal am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Mit einer professionellen MPU-Vorbereitung können Betroffene die Anforderungen des MPU-Gutachters erfüllen und die Fahrerlaubnis rechtssicher und nachhaltig zurückgewinnen.

Falls Sie Fragen zur MPU-Vorbereitung oder zu Ihrer individuellen Situation haben, bieten wir von ON MPU umfangreiche Informationen und eine kostenlose Erstberatung an. Manuel Cran und sein Team stehen Ihnen für ein erstes kostenloses Beratungsgespräch zur Verfügung.