Trunkenheitsfahrt mit weitreichenden Folgen
Manuel Cran | M.Sc. Psychologie und Fachpsychologe für Verkehrspsychologie BDP
Der Sommer ist da, und für viele Deutsche bedeutet das: ab in den Urlaub! Ob mit dem eigenen Auto, Wohnmobil oder einem Mietwagen – die Unabhängigkeit auf vier Rädern bleibt eine beliebte Reiseoption. Doch Vorsicht: Gerade im Urlaub sinkt bei vielen die Hemmschwelle, insbesondere wenn es um Alkohol geht. Ein paar Cocktails am Strand oder ein Glas Wein in der Lieblingsbar und anschließend hinter das Steuer – das ist nicht nur gefährlich und kann teuer werden, sondern ist auch für den Führerschein ein Problem. Trunkenheitsfahrten im Ausland können sogar in Deutschland eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) nach sich ziehen.
Trunkenheitsfahrt im Ausland: Konsequenzen und strafrechtliche Aspekte
Ausländisches Strafrecht gilt
Wird man im Ausland unter Alkoholeinfluss am Steuer erwischt, kommt zunächst das Strafrecht des jeweiligen Landes zur Anwendung. Dabei unterscheiden sich die Sanktionen in den europäischen Ländern teils erheblich von den deutschen Regelungen:
- Estland: Schon geringe Alkoholmengen können hier zu hohen Geldstrafen führen.
- Island: Im Extremfall droht ein lebenslanges Fahrverbot.
- Tschechien und Polen: Es herrschen strikte Null-Toleranz-Regelungen, und die Strafen sind entsprechend hart.
- Italien: Auch hier sind hohe Geldstrafen, Fahrverbote und in schweren Fällen sogar Haftstrafen möglich.
Besonders heikel wird es, wenn während der Trunkenheitsfahrt ein Unfall verursacht wird. In solchen Fällen steigen die Strafen erheblich.
Kein deutsches Strafrecht im Ausland
Das deutsche Strafrecht findet auf Verkehrsverstöße im Ausland keine unmittelbare Anwendung. Lediglich sogenannte „Auslandstaten“ – wie etwa Vergewaltigung oder Hochverrat – können unter bestimmten Umständen auch in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden. Trunkenheitsfahrten (§ 316 StGB) oder Straßenverkehrsgefährdung (§ 315c StGB) fallen jedoch nicht darunter. Die Konsequenzen aus der Trunkenheitsfahrt müssen daher vor Ort geregelt werden.
Die Verbindung zwischen ausländischem und deutschem Recht
Auch wenn das Strafrecht des jeweiligen Landes Anwendung findet, bedeutet das nicht, dass die Trunkenheitsfahrt im Ausland für deutsche Behörden irrelevant ist. Vielmehr können solche Vorfälle auch in Deutschland nachträgliche Konsequenzen haben.


Meldung an deutsche Behörden
In der Regel werden die deutschen Führerscheinbehörden über Verkehrsverstöße im Ausland informiert. Diese sind verpflichtet, den Hinweisen nachzugehen – insbesondere bei Alkohol-, Cannabis- oder Drogendelikten. Ziel ist es, die Sicherheit im deutschen Straßenverkehr zu gewährleisten.
MPU nach ausländischem Verstoß
Nach Prüfung der Sachlage können deutsche Führerscheinbehörden die Anordnung einer MPU verlangen, wenn Zweifel an der Fahrtauglichkeit bestehen. Die MPU dient dazu, die Fahreignung des Fahrers zu überprüfen und sicherzustellen, dass keine Wiederholungsgefahr besteht.
Die Rolle der Promillegrenze
Die Anordnung einer MPU hängt auch in Deutschland von der Höhe des gemessenen Blutalkoholwertes ab. Traditionell gilt hier die 1,6-Promille-Grenze, ab der eine MPU verpflichtend ist. Doch bereits ab 1,1 Promille ist in Einzelfällen bereits nach der ersten Auffälligkeit eine MPU möglich.
Absenkung der Promillegrenze
Alkoholmissbrauch und damit ein fehlendes Trennungsvermögen wird zum Beispiel bei fehlenden alkoholbedingten Ausfallerscheinungen ab 1,1 Promille angenommen. Wer also im Ausland mit einem entsprechenden Alkoholwert am Steuer erwischt wird, muss sich auf eine MPU in Deutschland einstellen – unabhängig von den Strafen des Gastlandes.


Drogen am Steuer: Gleiches Risiko wie bei Alkohol
Nicht nur Alkohol, sondern auch Cannabis oder Drogen am Steuer können schwerwiegende Konsequenzen haben. Werden bei einer Kontrolle im Ausland THC oder Drogen im Blut festgestellt, kann ebenfalls eine MPU angeordnet werden. Hier gelten strenge Maßstäbe, und der Verdacht auf regelmäßigen oder missbräuchlichen Konsum kann schnell zu Zweifeln an der Fahreignung führen.


Urlaub sicher genießen
Tipps für Autofahrer
Damit der wohlverdiente Urlaub nicht mit rechtlichen und finanziellen Problemen endet, gibt es ein paar einfache Regeln:
- Auto stehen lassen: Nach dem Konsum von Alkohol, Cannabis oder Drogen niemals fahren.
- Alternativen nutzen: Nutze öffentliche Verkehrsmittel, Taxis oder Fahrdienste, um sicher an dein Ziel zu kommen.
- Promillegrenzen beachten: Informiere dich vorab über die geltenden Regeln im Urlaubsland.
- Verantwortung zeigen: Auch im Urlaub sollte man trotz Urlaubsstimmung die Gefahren im Straßenverkehr nicht unterschätzen.
Fazit
Trunkenheitsfahrten im Ausland können schwerwiegende Folgen haben – nicht nur vor Ort, sondern auch zu Hause in Deutschland. Wer mit Alkohol, Cannabis oder Drogen im Blut erwischt wird, muss mit hohen Geldstrafen, Fahrverboten und unter Umständen sogar einer MPU rechnen. Besonders wichtig ist es, die Promillegrenzen im Urlaubsland zu kennen und das Auto nach dem Genuss von berauschenden Substanzen einfach stehenzulassen. Urlaub sollte eine Zeit der Erholung und Entspannung sein, nicht von Unfällen und der Entziehung der Fahrerlaubnis.
Falls Sie Fragen zur MPU-Vorbereitung oder zu Ihrer individuellen Situation haben, bieten wir von ON MPU umfangreiche Informationen und eine kostenlose Erstberatung an. Manuel Cran und sein Team stehen Ihnen für ein erstes kostenloses Beratungsgespräch zur Verfügung.
FAQ
Häufig gestellte Fragen