ON MPU
hat 4,87 von 5 Sternen
944 Bewertungen auf ProvenExpert.com

THC Werte erklärt

THC Werte erklärt

Was bedeuten die Ergebnisse und wie funktioniert der THC Abbau?

Manuel Cran | M.Sc. Psychologie und Fachpsychologe für Verkehrspsychologie BDP

Wenn THC oder seine Abbauprodukte nach einer Blutentnahme bei Ihnen nachgewiesen wurden, sind Sie vermutlich unsicher, was diese Werte bedeuten und welche Auswirkungen sie auf Ihre Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) haben können. In diesem Artikel erklären wir, was die verschiedenen THC-Werte aussagen, wie Gutachter diese interpretieren und wie Sie sich optimal auf die MPU vorbereiten.

Was ist THC und wie wird es im Körper abgebaut?

Tetrahydrocannabinol (THC) ist der psychoaktive Wirkstoff der Cannabis-Pflanze. Es verursacht den Rauschzustand und beeinflusst die Fahrtüchtigkeit. THC wird schnell im Körper aufgenommen, da es fettlöslich ist, und entfaltet seine Wirkung meist innerhalb weniger Minuten.

Die verschiedenen THC-Werte

  • Aktives THC: Gibt Aufschluss über den aktuellen Rauschzustand und wird bei der Teilnahme am Straßenverkehr besonders kritisch bewertet.
  • THC-Carbonsäure (THC-COOH): Ein Abbauprodukt von THC, das keine psychoaktive Wirkung hat, aber Hinweise auf die Konsumgewohnheiten der letzten Wochen liefert.
  • Hydroxy-THC (11-OH-THC): Ein aktiver Metabolit, der aufgrund der kurzen Halbwertszeit besondere Schlüsse auf den Zeitpunkt des letzten Konsums zulässt.

Aktives THC: Der kritische Wert für die Fahrtüchtigkeit

Aktives THC ist der Wert, der über Ihre momentane Beeinträchtigung entscheidet. In Deutschland gilt ein Grenzwert von 3,5 ng/ml im Blutserum (§ 24a StVG). Ab diesem Wert kann eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit nicht ausgeschlossen werden, und eine Ordnungswidrigkeit ist verwirklicht.

Ordnungswidrigkeit oder Straftat?

  • Ordnungswidrigkeit (§ 24a StVG): Aktives THC ab 3,5 ng/ml ohne Auffälligkeiten oder Gefährdungen.
  • Straftat (§ 316 StGB): Nachgewiesene THC-Werte in Kombination mit Ausfallerscheinungen werden als Trunkenheit im Verkehr gewertet.
  • Straftat (§ 315c StGB): Konkrete Hinweise auf eine Gefährdung unter dem Einfluss von THC, wie ein Verkehrsunfall, können den Tatbestand der Gefährdung des Straßenverkehrs erfüllen.

THC-Carbonsäure: Der Blick in die Vergangenheit

THC-Carbonsäure ist ein Abbauprodukt von THC und wird im Körper nur langsam abgebaut. Es erlaubt Rückschlüsse auf die Häufigkeit und Regelmäßigkeit des Konsums.

  • Wert über 150 ng/ml: Hinweis auf regelmäßigen Konsum
  • Wert von 75–100 ng/ml: Hinweis auf gelegentlichen Konsum

Warum ist der THC-Carbonsäurewert wichtig?

Die THC-Carbonsäure hat mit der Gesetzesänderung zum 1. April 2024 an Bedeutung verloren, da der regelmäßige Konsum von Cannabis allein seitdem keine Grundlage mehr für Eignungszweifel darstellt. Auch ist die Carbonsäure nicht mehr anwendbar, um beispielsweise eine Abhängigkeit von Cannabis zu vermuten. Trotzdem haben Fahrerlaubnisbehörden vereinzelt nach wie vor bei Werten ab 150 oder 250 ng/ml THC-COOH Zweifel an der Fahreignung und ordnen eine MPU an. Die Rechtmäßigkeit solcher MPU-Anordnungen wird derzeit durch Gerichte geprüft.

Hydroxy-THC: Der Zeitpunkt des letzten Konsums

Hydroxy-THC ist ein psychoaktives Abbauprodukt von THC, das besonders aufschlussreich für den Zeitpunkt des letzten Konsums ist. Hohe Werte weisen auf einen Konsum hin, der nur wenige Stunden zurückliegt.

Problematisch bei der MPU:

Widersprüche zwischen Ihren Aussagen und den Hydroxy-THC-Werten können Ihre Glaubwürdigkeit infrage stellen. Zum Beispiel: Wenn Sie behaupten, vor mehreren Tagen zuletzt konsumiert zu haben, die Werte jedoch auf einen kurzfristigen Konsum hinweisen, wirkt dies wenig glaubhaft und gefährdet ihre positive MPU.

Herausforderungen bei der Interpretation der THC-Werte

Die Interpretation von THC-Werten ist komplex und variiert stark:

  • Individuelle Unterschiede: Der Abbau von THC erfolgt je nach Stoffwechsel, Körpergewicht und Konsumgewohnheiten unterschiedlich schnell.
  • Nicht-lineare Abbauraten: Anders als bei Alkohol verläuft der Abbau von THC und seinen Metaboliten nicht linear, was eine genaue Rückrechnung unmöglich macht.
  • Dauer der Nachweisbarkeit: Regelmäßiger Konsum führt zu einer längeren Nachweisbarkeit, da sich THC im Fettgewebe anreichert, sog. Residual-THC.

Vorbereitung auf die MPU: So vermeiden Sie Fallstricke

Die MPU stellt hohe Anforderungen an Ihre Selbstreflexion und Ihre Fähigkeit, glaubhafte Aussagen zu treffen. Eine gründliche Vorbereitung ist essenziell, um bei einer Cannabis-MPU typische Fehler zu vermeiden.

1. Kennen Sie Ihre Werte

Besorgen Sie Ihre Blutwerte und die Uhrzeit der Blutentnahme, indem Sie alte Strafbefehle und Schreiben der Führerscheinstelle sichten oder eine Akteneinsicht bei der Führerscheinstelle nehmen.

2. Ehrliche und konsistente Aussagen

Geben Sie realistische Angaben zum letzten Konsum und Ihres früheren Konsumverhaltens. Der Gutachter wird Ihre Aussagen mit den Blutwerten abgleichen und entsprechend bewerten.

3. Nachweise über Abstinenz

Personen, die nur gelegentlich konsumiert haben, können eine MPU auch mit einem reduzierten und kontrollierten Konsum bestehen. Wenn jedoch regelmäßiger Konsum festgestellt wurde, sind in der Regel 6 bis 15 Monate Abstinenznachweise erforderlich. Diese sollten lückenlos durch Haar- oder Urinanalysen dokumentiert werden.

4. Reflektieren Sie Ihre Verhaltensänderung

Der Gutachter erwartet schlüssige Gründe und konkrete Maßnahmen, die zeigen, dass Sie Ihren Konsum überdacht und dauerhaft eingestellt haben.

5. Professionelle Unterstützung

Eine MPU-Beratung hilft, sich auf typische Fragen vorzubereiten, Widersprüche zu vermeiden und die Anforderungen der MPU zu verstehen.

Fazit

Die Interpretation von THC-Werten ist eine der zentralen Herausforderungen bei der MPU aufgrund von Cannabisdelikten. Aktives THC, THC-Carbonsäure und Hydroxy-THC geben dem Gutachter Hinweise auf Ihr Konsumverhalten, die Häufigkeit, Intensität und den Zeitpunkt des letzten Konsums. Um erfolgreich durch die MPU zu kommen, ist eine gründliche und professionelle Vorbereitung entscheidend. Nur wer seine Werte kennt, glaubwürdige Aussagen trifft und die Anforderungen an Abstinenz oder kontrollierten Konsum erfüllt, hat gute Chancen auf ein positives Gutachten.

Falls Sie Fragen zur MPU-Vorbereitung oder zu Ihrer individuellen Situation haben, bieten wir von ON MPU umfangreiche Informationen und eine kostenlose Erstberatung an. Manuel Cran und sein Team stehen Ihnen für ein erstes kostenloses Beratungsgespräch zur Verfügung.

FAQ

Häufig gestellte Fragen

Ab welchem THC-Wert droht der Führerscheinentzug?
Ab einem Wert von 1 ng/ml im Blutserum droht eine MPU, wenn weitere Auffälligkeiten vorliegen.
Wie lange bleibt THC im Körper nachweisbar?
  • Aktives THC: Bis zu 12 Stunden
  • THC-Carbonsäure: Mehrere Wochen bei regelmäßigem Konsum
  • Was passiert, wenn ich hohe THC-Carbonsäurewerte habe?
    Werte ab 150 ng/ml deuten auf regelmäßigen Konsum hin und können den Entzug der Fahrerlaubnis nach sich ziehen.
    Muss ich bei der MPU Abstinenznachweise vorlegen?
    Ja, bei regelmäßigem Konsum ist ein Nachweis von 6 bis 12 Monaten erforderlich.
    Wie kann ich mich auf die MPU vorbereiten?
    Eine professionelle MPU-Beratung hilft Ihnen, Ihre Werte zu verstehen, realistische Aussagen zu treffen und sich auf typische Fragen des Gutachters vorzubereiten.