Das MPU-Gutachten. Für die einen die lang ersehnte Erlösung, für die anderen ein herber Rückschlag auf dem Weg zurück zu ihrer Fahrerlaubnis. Die rund 15-20 Seiten der meisten MPU-Gutachten beinhalten neben der Beantwortung der Fragestellung, noch viele weitere Einzelheiten und Details, die es wert sind genauer zu kennen, weshalb wir diese heute einmal genauer unter die Lupe nehmen. Alles über die Inhalte eines MPU-Gutachtens und wie man es korrekt liest, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Falls du schon mal eines in den Händen hattest, warst du durch die endlosen Absätze und langen Textpassagen eines MPU-Gutachtens vielleicht etwas überfordert. Das ist kaum verwunderlich, denn von langen verschachtelten Sätzen, gefüllt mit zahlreichen Fremdwörtern, mangelt es in keinem Gutachten. Doch was sind jetzt genau die verschiedenen Teile und auf was kommt es an? Dann legen wir mal los.
Zuallererst muss man sagen, dass ca. 30-50 % des Gutachtens, überhaupt nichts mit dir oder deiner Person direkt zu tun hat, sondern lediglich die immer gleichen Aufgabenbeschreibungen der Verfahren der Leistungsdiagnostik, die aus der Fachliteratur hergeleitete Begründung der Eignungszweifel oder die Prozessbeschreibungen des medizinischen sowie psychologischen Gesprächs betreffen. Du solltest beim Lesen also immer besonders darauf achten, ob dich bestimmte Absätze überhaupt konkret betreffen, bevor du deine Schlüsse aus ihnen ziehst. Die für dich interessanten Teile des Gutachtens befinden sich erwartungsgemäß eher auf den hinteren Seiten, auf die ich gleich nochmal zu sprechen komme.
Jedes Gutachten hat, egal bei welcher Begutachtungsstelle du es anfertigen lässt, die gleiche Struktur und die gleichen 5 großen Überschriften. Unter Punkt 1 nimmt der Gutachter zuerst einmal Bezug auf das Anordnungsschreiben der Führerscheinstelle, in welchem auch die Fragestellung oder Fragestellungen genannt werden. Weiter werden unter Punkt 2 alle relevanten Auffälligkeiten und anlassbezogenen Delikte aus deiner Akte aufgelistet, sowie die Bescheinigung über die Teilnahme an einer Vorbereitungsmaßnahme und Abstinenznachweise aufgeführt. Ab Punkt 3 wird es dann langsam spannend, da es hier um die erhobenen Befunde geht. Begonnen wird hier meist mit den Ergebnissen aus dem medizinischen Teil, also Krankheits- und Konsumgeschichte sowie vor allem internistische und neurologische Tests. Anschließend werden deine Äußerungen zu Fragen im psychologischen Gespräch im Interviewstil dargestellt und zu guter Letzt die Ergebnisse der psychophysischen Testverfahren, also der Leistungstests am Computer, zusammengefasst. Unter Punkt 4 werden die erhobenen Befunde dann in Einklang mit den Voraussetzungen für eine günstige Prognose gebracht, also einen positiven Ausgang des Gutachtens, und hier bereits im Copy/Paste-Verfahren begründet, wie unter Punkt 5 die Fragestellung oder Fragestellungen der Führerscheinstelle zu beantworten sind.
Wer wissen will, wie eine Geschichte ausgeht, der muss sich natürlich nicht unbedingt von vorne bis hinten durch einen Text durchquälen, sondern kann sich vor allem auf die Sätze ganz zu Schluss unter Punkt 5 konzentrieren. Die meisten Führerscheinstellen formulieren ihre Fragestellungen affirmativ, also im Sinne, ob „zu erwarten ist, dass Herr oder Frau XY wieder auffällig wird“. Deshalb möchte man in den meisten Fällen bei der Beantwortung der Fragestellung eine Negation lesen, nach dem Motto „es ist nicht zu erwarten, dass punkt punkt punkt“ Wenn hier nicht die erhoffte Formulierung zu lesen ist, lohnt sich auf jeden Fall ein Blick in die vorherigen Punkte, vor allem, falls dir bereits während der Untersuchung manche Fragen oder der Ablauf generell komisch vorkamen. Dass nämlich Gutachter auch nicht unfehlbar sind und gelegentlich Unstimmigkeiten Einzug in so manches MPU-Gutachten finden, zeige ich dir in diesem Video, anhand von drei konkreten Fällen: ECHTE MPU GUTACHTEN: Fehler des Gutachters
Zuletzt sei noch gesagt, dass es bei der Beantwortung der Fragestellung zwei Ausnahmen gibt. Zum einen kann dein Gutachten zwar negativ ausgefallen, dir aber ein sogenannter §70 Kurs zur Wiederherstellung der Fahreignung empfohlen worden sein. In diesem Fall ist dein Gutachten im Grunde positiv, das einzige, was du nun noch tun musst, ist an eben solch einem Kurs teilzunehmen, um deine Fahrerlaubnis wiederzuerlangen. Die zweite Ausnahme ist eine eigentlich günstige Prognose, wobei lediglich durch nicht ausreichende Ergebnisse in den Leistungstests, die Zweifel an deiner Fahreignung nicht vollends ausgeräumt werden konnten. Hier wird infolgedessen eine sogenannte Fahrverhaltensbeobachtung angeordnet, um deine Reaktions-, Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit noch einmal unter realen Bedingungen zu überprüfen.
Solltest du vor Kurzem erst eine MPU hinter dir gehabt haben und nun gespannt auf dein Ergebnis warten, hoffe ich natürlich, dass es positiv für dich ausgeht und du deine Fahrerlaubnis wieder erhältst. Wenn es jedoch nicht so sein sollte, empfehle ich dir dein negatives Gutachten nicht bei der Führerscheinstelle abzugeben und es vor deiner nächsten MPU mit professioneller Hilfe von Master oder Diplom-Verkehrspsychologen von ON MPU aufzuarbeiten. Ruf‘ uns gerne an für ein kostenfreies Erstgespräch: 0800 400 40 22