MPU Haaranalyse
Manuel Cran | M.Sc. Psychologie und Fachpsychologe für Verkehrspsychologie BDP
Eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) wird oft dann angeordnet, wenn jemand im Straßenverkehr durch Alkohol-, Cannabis oder Drogenkonsum auffällig geworden ist. Ein entscheidender Bestandteil dieser Untersuchung kann ein Abstinenznachweis über eine Haaranalyse sein. Doch welche Besonderheiten gibt es bei einer Haaranalyse zu beachten? Dieser Artikel bietet Ihnen einen umfassenden Überblick über das Thema Haaranalyse und zeigt, wie Sie sich optimal darauf vorbereiten können.
Was ist eine Haaranalyse?
Eine Haaranalyse ist eine spezielle Methode, um den Konsum von Alkohol, Cannabis und Drogen über einen längeren Zeitraum nachzuvollziehen. Im Gegensatz zu Blut- oder Urinproben, die nur kurzfristige Nachweise ermöglichen, bietet die Haaranalyse eine detaillierte Rückverfolgung über Monate hinweg. Haare speichern Substanzen, die über den Blutkreislauf, Schweiß und Talg, auch Sebum genannt, in den Haarfollikel gelangen und dort eingelagert werden. Diese Substanzen sind unterschiedlich lange in Haaren nachweisbar.
Bei der Haaranalyse wird ein kleiner Teil der Kopfhaare entnommen und im Labor auf die Rückstände von Drogen oder Alkoholabbauprodukten untersucht. Die Länge des Haares spielt dabei eine wichtige Rolle: Je länger das Haar, desto weiter kann die Analyse zurückreichen. In der Regel wird für die MPU eine Haarprobe von etwa 3 bis 6 cm benötigt, was einer Nachweiszeit von 3 bis 6 Monaten entspricht.


Warum spielt die Haaranalyse bei der MPU eine so wichtige Rolle?
Eine der zentralen Fragen bei der MPU ist, ob der Betroffene sein Konsumverhalten nachhaltig geändert oder sogar komplett eingestellt hat. Die Haaranalyse bietet hier eine wertvolle Grundlage, da sie im Gegensatz zu Urin- oder Blutproben Rückschlüsse auf den Langzeitkonsum erlaubt. Besonders bei Substanzgebrauchssörungen liefert die Haaranalyse dem MPU-Gutachter eine zuverlässige und wissenschaftlich fundierte Information über die Abstinenz des Betroffenen.
Langfristige Rückverfolgbarkeit von Substanzen
Im Rahmen der MPU-Vorbereitung wird oft ein Nachweis der Abstinenz gefordert. Für viele Betroffene ist die Haaranalyse der Nachweis ihrer Drogenfreiheit über einen längeren Zeitraum. Auch bei Alkoholkonsum kann durch die Analyse von Haaren auf Ethylglucuronid (EtG) die Abstinenz über Monate hinweg belegt werden. Dieser langfristige Nachweis bietet dem Gutachter Sicherheit, dass der Betroffene ernsthafte Schritte unternommen hat, um ein abstinentes Leben zu führen.
Erhöhte Nachweissicherheit durch Haaranalysen
Eine Haaranalyse ist in der Regel weniger anfällig für Manipulationen als beispielsweise eine Urinprobe. Dadurch gewinnt die Untersuchung an Verlässlichkeit, was für den MPU-Gutachter einen wichtigen Beleg für die Seriosität und den Abstinenzwillen des Betroffenen darstellt.
Kosteneffizienz durch längere Zeiträume
Da eine Haaranalyse mehrere Monate abdecken kann, ist sie auch kosteneffizienter als andere Nachweisverfahren, die häufiger wiederholt werden müssten. Besonders für Betroffene, die bereits länger abstinent sind und dies nachweisen wollen, ist die Haaranalyse daher eine hilfreiche Option.


Ablauf und Durchführung der Haaranalyse
Die Haaranalyse wird von einem akkreditierten Labor durchgeführt. Die Entnahme der Haarprobe erfolgt von einem Arzt oder einer medizinischen Fachkraft. Folgende Schritte sind typisch für den Ablauf:
- Terminvereinbarung beim Labor oder einer zertifizierten Entnahmestelle: Zunächst muss ein Termin zur Haarentnahme vereinbart werden, da nur bestimmte Stellen berechtigt sind, Haarproben für die MPU zu entnehmen.
- Entnahme der Haarprobe: Etwa 3-6 cm Haar werden direkt am Haaransatz abgeschnitten. Der maximale Nachweiszeitraum durch eine Haarprobe beträgt 6 Monate.
- Analyse im Labor: Die Haarprobe wird auf spezifische Substanzen getestet, je nach dem, was überprüft werden soll (z. B. auf Cannabinoide, Kokain, Amphetamine oder Ethylglucuronid für Alkohol).
- Ergebnisbericht: Nach einigen Tagen liegt das Ergebnis vor. Der Bericht listet auf, ob in der untersuchten Haarprobe Rückstände gefunden wurden und gibt Aufschluss über den Konsum in den letzten Monaten.
Haarwachstum und Nachweiszeiträume
Die meisten Menschen haben ein Haarwachstum von etwa 1 cm pro Monat. Deshalb wird eine Haarlänge von 3 cm oft für eine 3-monatige Rückverfolgung verwendet, 6 cm decken etwa 6 Monate ab. Sollte ein Nachweis über einen längeren Zeitraum nötig sein, ist es möglich, mehrere Proben in bestimmten Abständen zu entnehmen.
Wann ist eine Haaranalyse bei der MPU erforderlich?
Ob eine Haaranalyse verlangt wird, hängt von der Art der MPU und dem Grund für die Auffälligkeit ab. Typische Fälle, in denen eine Haaranalyse erforderlich ist, sind:
- Cannabis- oder Drogenkonsum: Wer unter Cannabis- oder Drogeneinfluss am Steuer auffällig wurde, muss in der MPU oft einen längeren Abstinenznachweis erbringen. Die Haaranalyse bietet sich hier an, um den Nachweis über mehrere Monate zu führen.
- Alkoholkonsum: In Fällen von schwerem oder wiederholtem Alkoholmissbrauch kann der MPU-Gutachter ebenfalls eine Abstinenznachweise fordern, um sicherzustellen, dass der Betroffene tatsächlich abstinent geblieben ist. Ein einzelne Haarprobenanalyse am Tag der MPU ist auch beim kontrollierten Trinken möglich, um den verminderten Konsum von Alkohol nachzuweisen.
- Wiederholungstäter: Wer mehrfach wegen Alkohol-, Cannabis- oder Drogenkonsums auffällig wurde, muss damit rechnen, einen lückenlosen, mindestens einjährigen Nachweis vorzulegen. Die Haaranalyse ist hier hilfreich, da sie über längere Zeiträume Sicherheit gibt.
Welche Substanzen lassen sich mit der Haaranalyse nachweisen?
Die Haaranalyse kann auf verschiedene Substanzen durchgeführt werden, je nachdem, was überprüft werden soll. Zu den häufig nachgewiesenen Substanzen gehören:
THC (Cannabis): Häufig gefordert, da Cannabis weit verbreitet ist und auch Wochen nach dem Konsum noch nachweisbar ist.
Kokain und Amphetamine: Diese Substanzen sind ebenfalls gut im Haar nachweisbar und stellen häufig Gründe für eine MPU dar.
Opiate und Methadon: Werden zur Überprüfung auf abstinentes Verhalten bei Heroinabhängigen oder während eines Substitutionsprogramms genutzt.
Ethylglucuronid (EtG): Dieser Stoff entsteht beim Alkoholabbau und ist ein direkter Hinweis auf Alkoholkonsum.
Vorbereitung auf die Haaranalyse: Was ist zu beachten?
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten Betroffene einige Vorkehrungen treffen und sich über mögliche Einflussfaktoren informieren:
- Keine chemische Behandlung: Haare, die chemisch behandelt wurden (z. B. gefärbt, gebleicht oder anderweitig chemisch verändert), können zu falschen Ergebnissen führen. Am besten lassen Sie das Haar möglichst natürlich, um Manipulationsverdacht zu vermeiden. Gebleichte Haare sind in keinem Fall verwertbar für eine Analyse.
- Verzicht auf problematische Substanzen: Auch geringfügiger oder gelegentlicher Konsum kann über Monate im Haar nachgewiesen werden. Es ist ratsam, jeglichen Konsum zu unterlassen, sobald Sie wissen, dass eine MPU ansteht.
- Keine Haarverlängerungen: Eine Haarverlängerung oder Extensions sind ungeeignet, da sie das Ergebnis verfälschen. Nur ihre eigenen, natürlich gewachsenen Kopfhaare eignen sich für die Analyse.
- Achten Sie auf die Haarlänge: Um eine lückenlose Rückverfolgung sicherzustellen, sollte die Haarlänge mit dem geforderten Nachweiszeitraum übereinstimmen. Falls eine mehrmonatige Rückverfolgung gefordert ist, sollte die Haarlänge mindestens 3 bis 6 cm betragen.
Was tun bei Unklarheiten oder Problemen mit der Haaranalyse?
Sollten Unsicherheiten hinsichtlich der Haaranalyse bestehen, empfiehlt es sich, frühzeitig mit einem Verkehrspsychologen oder dem zuständigen Labor Rücksprache zu halten. Viele Labore informieren über die Anforderungen der Haaranalyse im Rahmen der MPU vorab.
Falls eine Haaranalyse für Sie nicht infrage kommt, etwa aus gesundheitlichen Gründen oder weil Ihr Haar zu kurz ist, lassen sich oft alternative Nachweise wie eine Urinanalyse organisieren. Diese Option kann mit einem erfahrenen Verkehrspsychologen während einer MPU-Vorbereitung abgesprochen werden, um Missverständnisse und Fehler zu vermeiden.
Vor- und Nachteile der Haaranalyse im Vergleich zu anderen Methoden
Methode | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Haaranalyse | Langzeitnachweis, sicher vor Manipulation, flexibel | Bei chemisch oder thermisch behandelten Haaren nicht möglich |
Urinprobe | oft kostengünstiger | Nur kurzzeitiger Nachweis, regelmäßige Tests nötig |
Blutprobe | Präzise und unverfälscht | Sehr kurzfristiger Nachweis, invasive Entnahme |
Fazit
Die Haaranalyse ist ein wichtiger Bestandteil der MPU und ein zuverlässiges Mittel, um eine durchgängige Abstinenz nachzuweisen. Sie bietet dem MPU-Gutachter eine Grundlage, um den Konsum von Alkohol, Cannabis und Drogen über einen längeren Zeitraum zu bewerten. Mit einer gezielten MPU-Vorbereitung und einer Abstinenzphase im Voraus ist die Haaranalyse eine wertvolle Ergänzung, dem Gutachter eine nachhaltige Einstellungs- und Verhaltensänderung zu belegen.
Falls Sie Fragen zur MPU-Vorbereitung oder zu Ihrer individuellen Situation haben, bieten wir von ON MPU umfangreiche Informationen und eine kostenlose Erstberatung an. Manuel Cran und sein Team stehen Ihnen für ein erstes kostenloses Beratungsgespräch zur Verfügung.