Vor rund drei Jahren haben die Niederlande ein besonders niedriges Tempolimit für ihre Autobahnen eingeführt: Tagsüber gilt dort seit März 2020 ein Tempolimit von 100 km/h. Warum die Zustimmung zum Tempolimit nicht nur in den Niederlanden immer weiter anwächst und was das mit Elektromobilität zu tun hat, wird dir in diesem Blogbeitrag erklärt.
Solange Deutschland das einzige europäische Land ohne Tempolimit bleibt, wird die Debatte rund um eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen nicht abreißen. Andere Länder wie die Niederlande oder Österreich gehen sogar noch einen Schritt weiter.
2020 befürworteten nur 46 % der Niederländer eine weitere Absenkung des bereits bestehenden Tempolimits von 130 auf 100 km/h. Zwei Jahre später ist nicht nur die Zustimmung zu Tempo 100 stark gewachsen, 60 % sprachen sich sogar für eine weitere Absenkung auf 90 km/h aus. Es erinnert ein wenig an die damals stark kritisierte Einführung der Anschnallpflicht 1976, wobei heute eine Anschnallquote von rund 98 % vermutet wird.
Hauptgrund für die Einführung des Tempolimits von 100 km/h war die Reduzierung von Stickstoffverbindungen, die langfristig zu einer Übersäuerung des Bodens führen. Die Verringerung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit um 30 km/h führt dazu, dass sich der Stickoxidausstoß halbiert sowie der Ausstoß von CO₂ um ein Viertel und von Feinstaub um ein Drittel reduziert.
Die Vorteile für die Umwelt und die Luftqualität in den Städten finden aber nicht nur die Niederländer gut. Auch in Österreich forderten zuletzt im Februar Verkehrsexperten in einem offenen Brief an die Bundesregierung eine Temporeduktion auf Österreichs Straßen. Die Wissenschaftler prognostizieren zudem 28 % weniger Getötete, 19 % weniger Verletzte und eine Spritersparnis von 23 %, umgerechnet ca. 2,80 Euro pro 100 km.
Und spätestens, wenn wir über Sprit oder Energieersparnis reden, wird es technisch. Wer 160 km/h im Vergleich zu 100 fährt, verbraucht ungefähr 60 % mehr Energie, was vor allem am stark ansteigenden Luftwiderstand liegt. Eine Studie aus 2017 kommt diesbezüglich zu dem Ergebnis, dass die energiesparendste Geschwindigkeit für E-Fahrzeuge bei ungefähr 52 km/h liegt, wohingegen Verbrenner bei 65 km/h am sparendsten fahren.
Die Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass der Realverbrauch von E-Fahrzeugen im Durchschnitt 50 % über den Herstellerangaben liegt und die energieeffizienteste Außentemperatur für die Akkus bei ungefähr 14 Grad Celsius lag. Natürlich betrifft ein erhöhter Energieverbrauch bei hohen Geschwindigkeiten sowohl Verbrenner als auch reine Stromer, aber es gibt dabei einen entscheidenden Unterschied, die Energiedichte.
Trotz eines Wirkungsgrads von über 90 % für moderne Elektromotoren und um die 90 % für das Laden des Akkus, was zusammengenommen einen Wirkungsgrad von 81 % bedeutet, kommen Elektroautos immer noch nicht an die Reichweite von Verbrennern heran, obwohl diese lediglich einen Wirkungsgrad von 18 % haben. Obwohl E-Autos oft viel Leistung besitzen, bringt ihnen das nicht viel, weil die Batterien so wenig Energie tragen, dass diese Leistung nur über kurze Zeit nutzbar ist. Das liegt daran, dass ein Liter Super E10 umgerechnet 8,7 kWh enthält. Ein Formel-E-Auto mit seiner 52 kWh-Batterie hat also umgerechnet lediglich einen 6-Liter-Tank, der ungefähr 25 Minuten reicht. Zum Vergleich: In der Formel 1 sind pro Rennen 110 Kilogramm Sprit erlaubt, also 149 Liter.
Demzufolge ist es kein Zufall, dass die Niederlande als Vorreiter in Sachen Elektromobilität, mit den meisten Ladestationen in ganz Europa und einem Anteil von reinen Verbrennern an den Neuzulassungen in 2020 von nur noch 40 %, die Vorteile eines Tempolimits für sich erkannt hat. Für Deutschland verspricht eine weitere brandaktuelle Studie außerdem einen Wohlfahrtsgewinn von rund einer Milliarde Euro jährlich, sollte ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen eingeführt werden.
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